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König Ludwigs heimliche Untermieter

 

Bild: Fledermaus-Ausstellung im Lichthof des Neuen Schlosses Herrenchiemsee

Als der bayerische König Ludwig II. 1886 ums Leben kam, hinterließ er Schloss Herrenchiemsee unvollendet. Aber obwohl er selbst nie dort einziehen konnte, blieb das Schloss nicht unbewohnt. Seine Bewohner meiden jedoch – ganz wie einst der König selbst – das Tageslicht. Erst wenn die vielen Besucher des Tages das Schloss verlassen haben, wird die oberste Etage – tagsüber verschlafen und ruhig – zu einem Ort geschäftigen Treibens: Über 1000 Fledermäuse bevölkern in den Sommermonaten den Dachstuhl des Neuen Schlosses Herrenchiemsee.

Drei verschiedene Arten von Fledermäusen teilen sich Ludwigs Dachboden: Das Große Mausohr, die Wimperfledermaus und die Kleine Hufeisennase leben dort. In den Monaten Juni und Juli geht es im Dachstuhl besonders hoch her, denn dann wird der Nachwuchs aufgezogen. Die Weibchen bekommen im Durchschnitt 1-2 Junge. Ab Ende Oktober, nach der Paarung, verlassen die meisten Fledermäuse das Schloss wieder und suchen ihr Winterquartier auf. Nur das Mausohr überwintert im Keller.  

Die Dachbewohner sind nachtaktiv – wie Ludwig II. selbst

 

Bild: Großes Mausohr

Großes Mausohr
Foto: Dr. Andreas Zahn

Lebensraum und Jagdgebiet der Fledermäuse ist die artenreiche Flora und Fauna der Herreninsel im Chiemsee. Sie ernähren sich hauptsächlich von Spinnen, Käfern, Fliegen und Faltern. Für den Menschen sind sie also – entgegen aller Vampir-Märchen – nicht nur völlig ungefährlich, sondern sogar sehr nützlich. Ihre Beute und die Umgebung nehmen sie mit Hilfe von Ultraschall war. Anhand eines Hörbildes, das durch die Echos ihrer Ultraschallrufe erzeugt wird, erkennen sie Objekte und Beutetiere. Neben den drei Arten, die den Dachboden bewohnen, gibt es auf der Insel 12 weitere Fledermausarten. Sie leben z. B. in hohlen Bäumen.

Bedrohte Flattermänner

Die nachtaktiven Säugetiere sind besonders schützenswert, da viele Arten vom Aussterben bedroht sind. Immer mehr insektenreiche Jagdgebiete werden zerstört oder die Nahrung der Fledermäuse durch den Einsatz von Pestiziden vergiftet. Auch Renovierungsarbeiten, wie sie in Schlössern immer wieder erforderlich sind, können den Lebensraum der Fledermäuse bedrohen. Daher wird bei baulichen Maßnahmen am Schloss Herrenchiemsee darauf besondere Rücksicht genommen. Beispielsweise wurden Brandschutztüren mit Durchflugklappen eingebaut.

 

Bild: Fledermaus-Ausstellung im Lichthof des Neuen Schlosses Herrenchiemsee

 

"Big brother" im Wohnzimmer des Großen Mausohrs

Weil Besucher den Dachstuhl des Schlosses nicht besichtigen können, um die Tiere nicht zu stören, wurden Kameras auf dem Dachboden installiert. In einem Lichthof des Schlosses (am Ausgang der Führung) kann die Videoübertragung von den Besuchern verfolgt werden. Auch die dort aufgebaute Ausstellung mit Infotafeln, Lehrfilmen und nachgebauten Verstecken von Fledermäusen bietet reichlich Wissenswertes über das Leben der Tiere. Sie kann während der Öffnungszeiten des Schlosses kostenfrei besichtigt werden.

Und wer Glück hat, sieht vielleicht sogar die ein oder andere Fledermaus in der Abenddämmerung über die Insel fliegen.


 
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